Landwirtschaft: Frühlingsvorbereitungen: Pediküre für die Klauen und eine Prothese für Kühe

24. April 2024 20:01 Uhr von Benjamin Liss
Kuh-Pediküre: Michael Rauh und Landwirt Thomas Gerle kümmern sich um 240 Paar Klauen.
Kuh-Pediküre: Michael Rauh und Landwirt Thomas Gerle kümmern sich um 240 Paar Klauen.
Benjamin Liss

Das Frühlingswetter naht und nicht nur wir Menschen freuen uns über wärmere Temperaturen und mehr Aktivitäten im Freien. Auch für viele Kühe geht es bald wieder hinaus auf die Weiden. Davor stehen aber noch einige Vorbereitungen an.

Auch bei Landwirt Thomas Gerle aus Osterwald bei Dietmannsried laufen die Vorbereitungen für die "Draußen-Saison". Der 33-Jährige betreibt einen Biohof mit rund 60 Milchkühen - und bei denen steht jetzt eine Klauen-Pediküre an. 

Klauenpflege vor Gang auf die Weide

 „Bevor unsere Tiere auf die Felder kommen, schneiden wir Ihnen ihre Klauen, damit sie wieder richtig stehen und sich nicht verletzten“, so der 33-jährige Landwirt. Alle sechs Monate kommt der Klauenschneider auf den Hof oberhalb von Schrattenbach und kümmert sich um die tierische Pediküre.

Das Hornwachstum an der Klaue ist vergleichbar mit den Fingern oder Zehennägeln bei Menschen. Der Unterschied ist allerdings: Kühe stehen auf ihren "Nägeln" und diese tragen das gesamte Gewicht der Tiere.

„Wir treiben die Tiere in einen Klauenstand. Dorrt werden sie mit einem Gurt etwas angehoben, damit sie nicht umfallen,“ so Thomas Gerle. Auch die Tiere merken, dass etwas im Stall passiert und reagieren durchaus nervös. Damit bei den Kühen aber keine Panik ausbricht, müsse man sehr behutsam mit den Tieren umgehen, sagt Klauenschneider Michael Rauh.

Benjamin Liss

Kuh-Pediküre läuft mit Winkelschleifer

Vor der eigentlichen Klauenpflege muss Rauh die Hufe der Tiere zunächst säubern. Erst danach sorgt der 37-Jährige mit einem Winkelschleifer für gerade Klauen. „Wir machen das, damit die Kühe nach wie vor richtig laufen können und die Klauen eben sind. Dadurch haben die Kühe einen einwandfreien Stand und besseren Halt. Rauh kümmert sich bereits seit vielen Jahren um die Tiere auf dem Hof der Familie Gerle.

Hohlkehle mit scharfem Messer schneiden

Nach der Begradigung der Klauen mit dem Winkelschleifer folgt der wichtigste Schritt der Klauenpflege. Mit einem besonders scharfen Messer schneidet Rauh eine Hohlkehle zwischen die beiden Klauen der Paarhufer. Diese Hohlkehle verhindert Verletzungen. „Das Horn drückt auf die Klaue wenn wir keine Kehle einschneiden, so kann es zu Verletzungen und Entzündungen kommen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir alle paar Monate zur Klauenpflege kommen,“ so der Klauenschneider weiter.

Sollte sich eine Kuh dann doch mal verletzten, muss die betroffene Klaue entlastet werden. Auch hier wird der Huferst gereinigt, eine Hohlkehle eingeschnitten und der verletzte Teil mit einer Salbe behandelt und dann dick eingebunden.

Benjamin Liss

Eine Prothese für die Kuh

Auf die gesunde Klaue wird zudem ein Holzkeil geklebt. „Um den verletzen Teil zu entlasten, wird ein Holzkeil mit einem Spezialkleber auf die gesunde Klaue aufgebracht. So wird der verletzte Teil entlastet und kann unter einem dicken Verband gut abheilen“, so Landwirt Thomas Gerle. Zusammen mit Klauenschneider Michale Rauh, kümmert er sich um etwa acht Kühe je Stunde. 

Tiere haben keine Schmerzen

Die Prozedur ist für die Tiere zwar unangenehm, allerdings leiden sie dabei keine Schmerzen, so Rauh weiter. Nach der umfangreichen Pflegeaktion in der Herde von Thomas Gerle geht es für die Tiere zunächst zurück in den Stall und vor dort aus bald auf die Weide. 

VG WORT Zahlpixel