Herbstzeit - Einbruchszeit: Polizei Memmingen stellt neuen "Showroom" für Einbruchsprävention vor

28. Oktober 2022 17:05 Uhr
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In dem neuen und hochmodernen Showroom der Kriminalpolizei Memmingen können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger darüber informieren, wie sie ihr Haus sicherer machen können.
In dem neuen und hochmodernen Showroom der Kriminalpolizei Memmingen können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger darüber informieren, wie sie ihr Haus sicherer machen können.
Corinna Sedlmeier

Sechs bis acht Sekunden. Das reicht schon. So schnell ist ein Einbrecher in Ihrem Haus und kann sich in aller Ruhe umsehen. Ein erschreckendes Szenario, das heute bei der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Memmingen demonstriert wurde. Anlässlich des bevorstehenden "Tag des Einbruchschutzes" am 30. Oktober hat die Polizei Memmingen am heutigen Freitag ihren neuen Showroom für die Einbruchsprävention vorgestellt. 

2021 weniger Einbrüche

Los ging es mit einer Pressekonferenz mit Polizeipräsidentin Claudia Strößner und dem Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Memmingen Thorsten Ritter. Sie informierten die zahlreichen Pressevertreter über die Einbruchszahlen und wie am besten Einbrüche verhindert werden könnten. Zunächst die gute Nachricht: Die Einbruchszahlen sind im Jahr 2021 deutlich zurückgegangen. Es wurden insgesamt 114 Wohnungseinbrüche gemeldet. Im Jahr 2016 waren es dagegen 503. Über die Einbruchszahlen für dieses Jahr konnte die Polizeipräsidentin noch keine Auskünfte geben. Allerdings seien die Zahlen zuletzt wieder gestiegen, das sei allerdings "kein dramatischer Anstieg". Dass die Einbruchszahlen in den Pandemiejahren 2020/21 so niedrig ausgefallen sind, liegt laut Strößner daran, dass wegen des Lockdowns und Homeoffice Diebe einfach keine Gelegenheit mehr hatten, in Häuser einzusteigen. Denn das ist bei Einbrechern die Hauptsache.

Gelegenheit macht Diebe

Es spielt oft keine Rolle, ob die Bewohner Senioren sind, oder ob sie in einem wohlhabenden Viertel wohnen. Die Vorstellung, dass Diebe ein bestimmtes Haus vor dem Einbruch ausspähen, trifft nur in seltenen Fällen zu, wie Thorsten Ritter bestätigt. Oft gehen die Täter einfach durch die Wohngegend und nutzen "Die Gunst der Stunde". 

Opfer leiden auch psychisch

Strößner und Ritter betonten, dass im Herbst und Winter in der "dunklen Jahreszeit" die Einbruchszahlen steigen. November bis März gilt als Hochsaison für Einbrüche. Statistisch gesehen werden in der Zeit von 12:30 Uhr bis 14:00 Uhr und von 17:00 Uhr bis 23:30 Uhr die meisten Einbrüche begangen. Neben dem Sach- und Beuteschaden, der aktuell bei knapp 430.000 Euro liegt, leiden die Opfer von Einbrüchen oft auch psychisch unter der Tat. Viele Einbruchsopfer fänden den Gedanken, dass ein Fremder in ihren privaten Sachen herumgewühlt hat, "widerlich" und "ganz schrecklich". Sie seien laut Ritter "psychisch zutiefst angeschlagen" und würden in ihrem "psychischen Elend" oft allein gelassen.  Kriminalfachberater Mark Schmid erinnerte sich an einen Mann, der in Tränen ausgebrochen ist, als er von einem Einbruch in sein Haus berichtete. 

Maßnahmen gegen Einbrüche

Bevor es in den Showroom ging, hatten Ritter und Strößner noch Tipps, wie ein Einbruch am besten verhindert werden könne. Am wichtigsten ist: Aufmerksam sein. Als Nachbarn sollte man auf jeden Fall ein Auge auf das Haus haben, wenn die Bewohner verreist sind. Man kann beispielsweise verdächtige Personen, die um ein Haus herumschleichen, ansprechen. Natürlich mit der nötigen Vorsicht und wenn möglich, ohne das Grundstück zu betreten. "Verhaftungen" sollen definitiv nicht durchgeführt werden. Am besten die Polizei rufen, auch wenn es sich als falscher Alarm raustellt. "Besser einmal zu viel die Polizei gerufen, als einmal zu wenig", so Thorsten Ritter. Es kann auch helfen, Kennzeichen verdächtiger Autos zu notieren. Die Polizei selbst führt häufiger Schwerpunktkontrollen durch oder zeigt in der Einbruchshochsaison eine verstärkte Präsenz. Diese Maßnahmen "sorgen maßgeblich für einen Rückgang der Fallzahlen", so Polizeipräsidentin Strößner in einer Pressemitteilung. 

Anlaufstelle für Bürger

Nach dem Pressegespräch ging es dann für die anwesenden Presseleute durch eine hochmoderne Sicherheitstür, ausgestattet mit Fingerabdruckscanner und Kamera. Dort erwarteten sie die beiden Präventionsbeamten Mario Spendel von der Kripo Memmingen und Mark Schmid von der Kripo Neu-Ulm. Beide demonstrierten anschaulich, wie einfach es ist, mit einem einfachen Schraubenzieher ein Fenster aufzuhebeln. "In unserem neuen Showroom können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger über die verschiedensten Sicherungstechniken informieren, um die eigenen Räumlichkeiten (...) bestmöglich zu schützen", so Thorsten Ritter in einer Pressemitteilung

Erschreckend einfach

Auch die Pressevertreter durften anschließend Einbrecher spielen. Es war wirklich erstaunlich, wie wenig Kraft man benötigt, um ein Fenster aufzubrechen. Im hochmodernen Showroom selbst sind vor allem die verschiedenen Arten von Schlössern und Sicherheitsglas ausgestellt. Neben dem Faktor Mensch kann auch die Technik dafür sorgen, dass Einbrecher keine Chance haben. Allgemein gilt: Je länger ein Einbrecher braucht um ein Fenster oder eine Tür aufzuhebeln, desto eher lässt er den Versuch bleiben und haut ab. Besser meldet man einen Einbruchsversuch, als einen erfolgreichen Einbruch.