Der Grund für die Morde war banal: Mann erschießt Nachbarn nach jahrelangem Streit - dreifacher Mordprozess beginnt

5. April 2024 14:59 Uhr
Polizisten stehen vor einem Haus, in dem drei Menschen erschossen wurden. In einem Mehrfamilienhaus in einem kleinen Dorf bei Augsburg hat ein Mann nach Angaben der Polizei drei Menschen erschossen: zwei Frauen und einen Mann. Zwei weitere Personen habe er schwer verletzt. Nun muss er sich vor Gericht dafür verantworten.
Polizisten stehen vor einem Haus, in dem drei Menschen erschossen wurden. In einem Mehrfamilienhaus in einem kleinen Dorf bei Augsburg hat ein Mann nach Angaben der Polizei drei Menschen erschossen: zwei Frauen und einen Mann. Zwei weitere Personen habe er schwer verletzt. Nun muss er sich vor Gericht dafür verantworten.
picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Streitereien um Mülltonnen und wegen Ruhestörung soll in Langweid bei Augsburg zu einem Dreifachmord geführt haben. Ein 64-jähriger Mann steht deshalb vor Gericht.

Nach jahrelangen Streitigkeiten mit den Nachbarn soll ein Sportschütze zwei Frauen und einen Mann kaltblütig ermordet haben. Wegen der Gewalttat im schwäbischen Langweid am Lech muss sich der 64-Jährige ab Dienstag, 9. April 2024, vor dem Landgericht in Augsburg verantworten. Laut Anklage hat der Beschuldigte die drei Nachbarn in dem Mehrfamilienhaus binnen weniger Sekunden mit Kopfschüssen quasi hingerichtet. Anschließend soll er versucht haben, in einem anderen Haus zwei Menschen durch eine Wohnungstür zu erschießen - diese Opfer überlebten verletzt.

Mann aus Langweid am Lech ist wegen dreifachen Mordes und zwei Mordversuchen angeklagt

Der 64-Jährige ist wegen dreifachen Mordes und zweifachen Mordversuchs angeklagt. Für den Prozess sind zunächst 15 Verhandlungstage geplant, das Urteil könnte es demnach am 25. Juli geben. Unklar ist bislang, ob sich der Angeklagte zu Beginn des Verfahrens zu den Vorwürfen äußern wird. Sein Verteidiger Walter Rubach erklärte, dass er dazu noch nichts sagen könne.

Polizisten stehen vor einem Haus, in dem drei Menschen erschossen wurden. In dem Mehrfamilienhaus in Langweid bei Augsburg hat ein Bewohner nach Angaben der Polizei drei Nachbarn erschossen. Zwei weitere Personen soll der Sportschütze in einem anderen Gebäude schwer verletzt haben. Wegen dreifachen Mordes sowie zweifachen Mordversuchs wurde nun Anklage gegen den Beschuldigten erhoben.
Polizisten stehen vor einem Haus, in dem drei Menschen erschossen wurden. In dem Mehrfamilienhaus in Langweid bei Augsburg hat ein Bewohner nach Angaben der Polizei drei Nachbarn erschossen. Zwei weitere Personen soll der Sportschütze in einem anderen Gebäude schwer verletzt haben. Wegen dreifachen Mordes sowie zweifachen Mordversuchs wurde nun Anklage gegen den Beschuldigten erhoben.
picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Laut Staatsanwaltschaft war der Auslöser der Bluttat eher banal. Immer wieder soll es Ärger in dem Gebäude mit insgesamt vier Wohnungen gegeben haben. Der Angeklagte soll versucht haben, zwei Nachbarpaaren Vorschriften zu deren Verhalten zu machen. Es sei darum gegangen, wann die Mülltonnen hinauszustellen seien und wie laut man sich auf der Terrasse unterhalten dürfe. Die Ermittler berichteten auch von gegenseitigen Beleidigungen der Kontrahenten.

Polizei kannte den Nachbarschaftsstreit schon länger

Mitunter wurde bei solchen Streitigkeiten die Polizei alarmiert. So war es auch am Nachmittag des 28. Juli 2023. An jenem Freitag soll es wieder einmal zwischen dem Angeklagten und einem Nachbarn zu Streit mit üblen Schimpfworten gekommen sein. Der 64-Jährige soll seinen Nachbarn gedroht haben und dann weggefahren sein - der Nachbar rief die Beamten. Als die Polizisten vor Ort waren, trafen sie den 64-Jährigen nicht an und hinterließen eine Nachricht bei der Frau des Angeklagten.

Etwa eine Stunde später soll der 64-Jährige beschlossen haben, seine verhassten Nachbarn umzubringen. Als am frühen Abend das eine Paar vom Einkaufen kam, soll der Beschuldigte zu seiner Pistole gegriffen haben, die er legal besaß. Der Mann soll sogar einen Gehörschutz aufgesetzt haben, damit er bei den Schüssen im Treppenhaus nicht selbst verletzt wird.

Blumen und Kerzen liegen auf einem Hauseingang. In diesem Haus wurden drei Bewohner erschossen. Der Bluttat soll Nachbarschaftstreitereien vorausgegangen sein.
Blumen und Kerzen liegen auf einem Hauseingang. In diesem Haus wurden drei Bewohner erschossen. Der Bluttat soll Nachbarschaftstreitereien vorausgegangen sein.
picture alliance/dpa | Stefan Puchner

Gewaltserie im Treppenhaus

Der 52 Jahre alte Nachbar wurde nach den Ermittlungen von Hinten erschossen, als er gerade seine Wohnung aufsperren wollte. Die 49 Jahre alte Ehefrau des Opfers befand sich laut Anklage nur wenige Meter entfernt und fing an zu schreien. Doch binnen acht Sekunden soll der 64-Jährige auch ihr zweimal in den Kopf geschossen haben - durch die Tat wurde der minderjährige Sohn des Paares zu einer Vollwaise. 

Dann soll der Sportschütze vom ersten Stock ins Erdgeschoss geschlichen sein, wo das andere Paar wohnte. Er soll darauf spekuliert haben, dass bei den Eheleuten wegen der Schüsse jemand durch den Türspion schaut. Der Mann soll gezielt auf den Spion gefeuert haben, die hinter der Tür stehende 72-jährige Frau starb ebenfalls an einem Kopfschuss.

Nach Schuss auf Rentnerin wollte der Mann wohl den Sohn der Frau umbringen

Anschließend soll der Mann zum Wohnhaus des erwachsenen Sohnes der getöteten Rentnerin gefahren sein, um auch den Sohn und dessen Lebensgefährtin zu töten. Der damals 44 Jahre alte Sohn und seine 32 Jahre alte Freundin verbarrikadierten sich hinter ihrer Wohnungstür, doch der 64-Jährige soll insgesamt viermal auch durch diese Tür geschossen haben - beide Bewohner erlitten Armverletzungen, schwebten aber nicht in Lebensgefahr.

Behörde sah keine Auffälligkeit bei Waffenbesitzer

Danach soll der Beschuldigte vor der Polizei geflüchtet sein, doch etwa eine Viertelstunde nach dem letzten Schuss wurde er auf einem Betriebsgelände ohne Widerstand festgenommen. Der Mann besaß mehrere Schusswaffen legal. Das Augsburger Landratsamt betonte nach dem Verbrechen, dass der Waffenbesitzer immer wieder wie vorgeschrieben überprüft worden sei. Alle Kontrollen bei dem Deutschen seien "ohne Auffälligkeiten oder Beanstandungen" gewesen, sagte Landrat Martin Sailer (CSU).