Tödliche Konzentration: Kohlenmonoxid-Austritt: Erzieherinnen verhindern wohl Katastrophe im Kindergarten

10. Januar 2024 14:51 Uhr von Redaktion all-in.de
Vier Betreuerinnen und zwei Kinder wurden bei einem Kohlenmonoxid-Austritt in einem Kindergarten in Unterfranken verletzt. Dass nicht weit Schlimmeres passiert ist, ist dem schnellen und vorbildlichen Handeln des Kindergartenpersonals zu verdanken.
Michael Will / Bayerisches Rotes Kreuz Haßberge

Durch ihr schnelles Handeln haben Erzieherinnen in Unterfranken eine Katastrophe in einem Kindergarten verhindert. Dort trat Kohlenmonoxid in tödlicher Konzentration aus.

Zwei Erzieherinnen im Caritas-Kindergarten "St. Magdalena" in Ebelsbach (Landkreis Haßberge) klagten am Dienstag über Schwindel, Übelkeit und Unwohlsein, als sie sich im Keller des Kindergartens aufhielten, berichtet der BRK-Kreisverband Haßberge. Anstatt das auf die leichte Schulter zu nehmen, verständigten sie den 2. Kommandanten der Feuerwehr Ebelsbach, Sascha Schöpplein, damit er sich vor Ort ein Bild der Lage macht - und handelten damit goldrichtig.

Kohlenmonoxid-Konzentration im Kindergarten hätte zum Tod führen können

Schon als der Kommandant das Gebäude betrat, schlug sein Kohlenmonoxid-Warngerät an und zeigte um die 200 ppm - ein deutlich erhöhter Wert! Wird diese Kohlenmonoxid (CO)-Konzentration fünf bis zehn Minuten lang eingeatmet, führt das zu Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Ist ihr ein Mensch 25 bis 30 Minuten lang ausgesetzt, kann er sogar sterben. Und wer kontinuierlich eine Kohlenmonoxidkonzentration von über 800 ppm einatmet, bei dem kann der Tod innerhalb von ein bis drei Minuten eintreten. Im Keller des Kindergartens betrug die CO-Konzentration satte 1.300 ppm! Hätten die Kinder und die Erzieherinnen das Gas längere Zeit eingeatmet, wären gravierende gesundheitliche Schäden, im schlimmsten Fall sogar der Tod die Folge gewesen.

Kindergarten in Ebelsbach wird evakuiert

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Kindergartenpersonal schon die Fenster geöffnet, um durchzulüften. Zeitgleich wurden die insgesamt 66 Mädchen und Jungen des Kindergartens, die sich alle im Erdgeschoss aufhielten, sowie 15 Angestellte aus dem Haus evakuiert und ins Freie gebracht. Die umliegenden Feuerwehren trafen kurz darauf mit einem Großaufgebot ein. Die Einsatzkräfte lüfteten das Gebäude, behielten die Messewerte im Blick und gingen mit Atemschutzgeräten in den Keller, um herauszufinden, woher die hohen Kohlenmonoxidwerte kamen. 

Ursache für erhöhte Kohlenmonoxid-Werte ist unklar

Bis zum Ende des Einsatzes blieb das allerdings unklar. Fest steht aber, dass entgegen erster Vermutungen, kein Erdgas ausgetreten ist. "Dafür gibt es keine Anhaltspunkte", sagte Feuerwehr-Einsatzleiter Sascha Schöpplein auf Anfrage. Sowohl Messungen der Feuerwehr als auch die von einem Mitarbeiter des Bayernwerks hatten keine Erdgas-Werte in der Luft ergeben.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Ursache wohl an der Heizanlage in einem Heizungsraum im Keller zu suchen ist. Nachmittags überprüfte ein Kaminkehrer den Kamin und die Heizungsanlage. Dank dem Lüften konnte die Feuerwehr gegen 14:00 Uhr keine erhöhten CO-Werte mehr in der Luft messen. 

Vier Erzieherinnen und zwei Kinder weisen erhöhte Kohlenmonoxidwert im Blut auf

Während des Feuerwehreinsatzes kamen die Mädchen und Jungen des Kindergartens in der benachbarten Turnhalle der Grund-  und Mittelschule unter. Die meisten waren trotz des Schreckens gut gelaunt. Eine Notärztin untersuchte die Kinder und ihre Betreuerinnen. Bei insgesamt sechs Betroffenen, vier Betreuerinnen im Alter von 29, 48 und 62 Jahren sowie zwei Kindern im Alter von sieben Jahren stellte sie erhöhte CO-Werte fest, weshalb sie zur weiteren Untersuchung und Überwachung ins Krankenhaus Haßfurt eingeliefert wurden.

Kindergartenpersonal verhindert durch vorbildliches Verhalten Katastrophe

Laut dem Rettungsdienst und der Feuerwehr ist es dem schnellen und vorbildlichen Handeln des Kindergartenpersonals zu verdanken, dass es bei dem Unglück in Ebelsbach zu keiner Katastrophe kam. Auch Bürgermeister Martin Horn atmete angesichts des doch relativ glimpflichen Ausgangs auf: "Die Evakuierung hat prima geklappt, die Feuerwehr war schnell zur Stelle.“ 

Weshalb es zu dem Kohlenmonoxid-Austritt gekommen ist, ermittelt nun die Polizei. Beamte der Polizeiinspektion Haßfurt waren mit vier Streifenwagen vor Ort. 

Das Gas Kohlenmonoxid

Kohlenmonoxid (CO) ist ein farbloses, geruchloses und giftiges Gas, das entsteht, wenn kohlenstoffhaltige Materialien wie beispielsweise Holz, Gas oder Öl vollständig verbrannt werden. Wenn Menschen Kohlenmonoxid einatmen, bindet es sich mit dem Hämoglobin im Blut und bildet eine Verbindung, die den Transport von Sauerstoff im Blut stark beeinträchtigt. Das führt zu einer schlechteren Sauerstoffversorgung der Gewebe und Organe. Hohe CO-Konzentrationen können zu Bewusstlosigkeit, Krampfanfällen, Atemstillstand und zum Tod führen. 

Die Gefahren von Kohlenmonoxid sind besonders in geschlossenen Räumen hoch wie beispielsweise in Wohnungen mit defekten Heizungsanlagen oder in geschlossenen Garagen mit laufenden, motorbetriebenen Fahrzeugen. Dann hilft Lüften, um den Kohlenmonoxid-Gehalt zu senken.

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