Wanderer stürzt in Schacht: Trotz geschlossener Hütten: Bergwacht muss zu mehreren Einsätzen in Berchtesgaden ausrücken

31. Oktober 2023 08:33 Uhr von Redaktion all-in.de
Auch wenn die Hüttensaison gelaufen ist und die Einsatzlage sich etwas beruhigt hat, mussten die Bergretter in Ramsau bei Berchtesgaden zu mehreren Einsätzen ausrücken. Unter anderem ist ein Wanderer in einen Schacht gestürzt. (Symbolbild)
Auch wenn die Hüttensaison gelaufen ist und die Einsatzlage sich etwas beruhigt hat, mussten die Bergretter in Ramsau bei Berchtesgaden zu mehreren Einsätzen ausrücken. Unter anderem ist ein Wanderer in einen Schacht gestürzt. (Symbolbild)
picture alliance dpa dpa-Zentralbild Matthias Bein

Obwohl die meisten Berghütten und Almen geschlossen haben, musste die Bergwacht in Ramsau bei Berchtesgaden in den vergangenen Tagen zu mehreren Einsätzen ausrücken. Besonders am Hochkalter und Watzmann waren die Einsatzkräfte gefragt, so mussten die Rettungskräfte einem 80-Jährigen helfen, der in einen Schacht gestürzt war.

13-Jähriger verletzt sich am Sprunggelenk

Auf ihrer Facebook-Seite informiert die Bergwacht Ramsau unter anderem von einem Unfall am vergangenen Dienstagnachmittag (24. Oktober). Ein Jugendlicher brauchte gegen 13.20 Uhr die Hilfe der Bergwacht, weil er bei einem Schulausflug im Abstieg von der Blaueishütte zur Schärtenalm am Hochkalter umgeknickt war. Dabei verletzte er sich am Sprunggelenk. Die ehrenamtlichen Bergretter holten den 13-Jährigen und seinen Lehrer an der Talstation der Materialseilbahn ab, fuhren sie ins Tal und übergaben sie an eine Krankenwagen-Besatzung des Malteser-Hilfsdienstes, die ihn dann in die Kreisklinik Bad Reichenhall brachte. Drei Bergretter waren bis 16.30 Uhr im Einsatz.

80-Jähriger stürzt in Schacht

Am Sonntagnachmittag, den 22. Oktober war die Bergwacht Ramsau an der Rettung eines 80-Jährigen beteiligt, der gegen 15:00 Uhr in einen drei Meter tiefen Schacht gestürzt war und sich dabei schwer verletzt hatte. Angehörige hatten bei der Leitstelle Traunstein einen Notruf abgesetzt, die sofort das Berchtesgadener Rote Kreuz mit dem Notarzt und einem Rettungswagen sowie die Freiwillige Feuerwehr Ramsau, Feuerwehr Berchtesgaden und Freiwillige Feuerwehr Königssee und den Salzburger Notarzthubschrauber "Christophorus 6" zum Unfallort schickte.

 

Die Bergretter der Bergwacht Ramsau waren gerade von einem anderen Einsatz zurück an der Bergrettungswache und wurden ebenfalls per Funk als Erstversorger alarmiert. Mehrere ortsansässige Einsatzkräfte fuhren zusätzlich zur Einsatzstelle und leiteten Erste Hilfe. Die Rettungskräfte schafften es, den Mann schnell aus dem Schacht zu befreien und ihn anschließend medizinisch zu versorgen. Die Besatzung von "Christophorus 6" übernahm den Patienten wenig später und flog ihn zur weiteren Behandlung zum Salzburger Landeskrankenhaus. Beamte der Berchtesgadener Polizei nahmen den genauen Unfallhergang auf. An dem Einsatz waren insgesamt neun Bergretter beteiligt. 

Auf nasser Wurzel ausgerutscht

Ebenfalls am Sonntagnachmittag (22. Oktober) war ein 46-jähriger Urlauber aus Schleswig-Holstein gegen 13:30 Uhr in rund 1.350 Höhenmetern am Hochkalter-Forstbegangsteig auf den nassen Wurzeln ausgerutscht und so unglücklich gestürzt, dass er sich eine stark blutende Kopfverletzung zuzog. Mit dieser Verletzung konnte er nicht mehr selbstständig absteigen.

 

Der Rettungseinsatz war schwierig, weil die Einsatzstelle über Handy nicht mehr erreichbar war und der Einsatzleiter die genaue Lage nicht abklären konnte. Daher forderte die Bergwacht einen Heli mit Notarzt nach, wobei die Leitstelle dann den Hinterglemmer Notarzthubschrauber "Martin 6" in die Ramsau schickte. Gleichzeitig fuhren zwei Einsatzkräfte mit dem All-Terrain-Vehicle (ATV) hinauf zum Forstbegangsteig; zwei weitere Bergretter richteten im Klausbachtal einen Zwischenlandeplatz ein, wo die Heli-Besatzung ihr Rettungstau montierte, mit dem sie dann den von den beiden Bergrettern bereits erstversorgten Verunfallten aufnahm und ins Tal flog. Von dort aus gings im Heli weiter zur Kreisklinik Bad Reichenhall. Sechs Bergretter waren bis kurz vor 15 Uhr gefordert.

Suche nach vermisstem Wanderer bis in die Nacht

Vor einer Woche ging in der Nacht von Freitag auf Samstag gegen Mitternacht ein Notruf wegen eines vermissten Bergsteigers nach der Watzmann-Überschreitung im Südspitz-Abstieg ein. Demnach waren zwei Franzosen der Bergwacht zufolge gegen 23:00 Uhr am "Das Wimbachschloss" vorbeigekommen und hatten dort erzählt, dass sie bereits rund zwei Stunden zuvor ihren 57-jährigen Begleiter mit einer angeblich leichten Knieverletzung im unteren steilen und glitschigen Abstieg aus den Augen verloren hätten.  Sie wüssten nicht, ob er noch hinter ihnen oder bereits vorausgegangen sei. Die Bergwacht konnte zunächst nur am Wimbachschloss zurückrufen, da die beiden Franzosen bereits weiter abgestiegen waren, die Einsatzkräfte konnten die Melder dann aber an der Wimbachklamm finden. Anschließend fuhren sie mit ihnen zur Wache, um sie zu befragen.

 

Das Duo hatte sich im Südspitz-Abstieg vom dritten Mann getrennt und seitdem nichts mehr von ihm gehört. Gegen 00.30 Uhr fuhr dann ein Erkundungstrupp ins Gries, der den Mann aber bis kurz vor 01:00 Uhr bis hinein ins hintere Gries nicht finden konnte und dann für die weitere Suche im Südspitz-Abstieg ein Funk-Gateway aufbaute. Der Einsatzleiter forderte den Technikbus mit Wärmebild-Drohne nach und schickte weitere Retter mit Fahrzeugen ins Gries, die auch den Fußweg mit dem Motorrad absuchten. Als die Rettungskräfte gegen 01:40 Uhr zu Fuß weiter zur Südspitze aufstiegen sahen sie ein Licht, das sich ihrer Einschätzung nach in einer Rinne abseits des Steigs unterhalb vom Goldbründl befand.

 

Rund eine halbe Stunde später konnten die Einsatzkräfte glücklicherweise Sicht- und Rufkontakt zum 57-Jährigen herstellen. Der Mann war der Bergwacht zufolge nicht verletzt, nicht unterkühlt und gehfähig. Gemeinsam mit den Rettern konnte er absteigen. Der Mann wurde schließlich gegen 04:15 Uhr an der Wache von seinen Freunden abgeholt. 14 Bergretter aus Ramsau, Bergen und Traunstein waren bis 04:45 Uhr im Einsatz.

Übung am Hochschwarzeck-Sessellifts

Am vergangenen Donnerstagabend, den 26. Oktober übten die Bergwacht Ramsau und die Bergwacht Inzell, die Freiwillige Feuerwehr Ramsau und die Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) der BRK Bereitschaft Berchtesgaden gemeinsam an der Hochschwarzeck Bergbahn, wo der Ausfall des mit 19 Fahrgästen besetzten Sessellifts am Toten Mann angenommen wurde. "Die Leute waren auf die gesamte Länge der Seilbahn verteilt, die in fünf Rettungsabschnitte unterteilt ist, von denen den untersten, recht flachen und gut erreichbaren Abschnitt bereits schon traditionell eingespielt die Feuerwehr mit ihren Leitern übernimmt", erklärt Bergwacht-Sprecher Michael Renner in dem Bericht auf Facebook.

 

Die Einsatzkräfte mussten in den oberen Abschnitten die Betroffenen abseilen und dann über die Hirscheckblitz-Rodelbahn oder über die Skipiste bis zum Übergabepunkt begleiten und von dort aus per Fahrzeug bis zur Talstation bringen, wo die BRK-Bereitschaft innerhalb einer halben Stunde einen Behandlungsplatz mit beheiztem aufblasbaren Zelt für die Unterkühlten und zur notfallmedizinischen Versorgung von einem kritischen und vier leicht Erkrankten aufgebaut hatte und alle Leute registrierte.

 

Im mittleren Abschnitt versorgten dann die Rettungskräfte einen Mann, der offenbar einen Herzkreislaufstillstand erlitten hatte. Der Rettungstrupp fuhr dann am Seilbahnseil über mehrere Sessel bis zum Bewusstlosen, dargestellt durch eine Übungspuppe. Anschließend ließen die Einsatzkräfte die Übungspuppe so schnell wie möglich vom Sessel auf den Boden ab, wo die nachgeforderten Retter sofort mit der Wiederbelebung begannen. Dann ging es für den "Patienten" weiter zum Tal, wo ihn die SEG mit ihrem Notfallkrankenwagen übernahm. Die anspruchsvolle Übung dauerte bis 21:00 Uhr und klang gemütlich bei einer Nachbesprechung mit durch den Bahnbetreiber gesponserter Brotzeit aus.

VG WORT Zahlpixel