Gerichtsprozess: Baby in Glascontainer geworfen - Mutter räumt Tat zum Prozessauftakt weitgehend ein

19. März 2024 20:00 Uhr von dpa
Die Angeklagte wird von Mitarbeitern der Justiz in den Gerichtssaal geführt. Weil sie ihr neugeborenes Baby in einem Glascontainer in Langenau (Alb-Donau-Kreis) ausgesetzt haben soll, muss sich eine 38 Jahre alte Frau seit Dienstag vor dem Landgericht Ulm verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr versuchten Totschlag in Tateinheit mit Aussetzung vor. Das Kind blieb unverletzt. Ein Passant hatte das Baby nachts in dem Glascontainer entdeckt und die Rettungskräfte alarmiert.
Die Angeklagte wird von Mitarbeitern der Justiz in den Gerichtssaal geführt. Weil sie ihr neugeborenes Baby in einem Glascontainer in Langenau (Alb-Donau-Kreis) ausgesetzt haben soll, muss sich eine 38 Jahre alte Frau seit Dienstag vor dem Landgericht Ulm verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr versuchten Totschlag in Tateinheit mit Aussetzung vor. Das Kind blieb unverletzt. Ein Passant hatte das Baby nachts in dem Glascontainer entdeckt und die Rettungskräfte alarmiert.
picture alliance/dpa | Tatjana Bojic

Eine Mutter soll ihr Baby kurz nach der Geburt in einem Glascontainer in Langenau geworfen haben. Seit Dienstag muss sie sich dafür vor dem Landgericht Ulm verantworten.

Mehr als fünf Monate nach dem Fund eines Babys in einem Altglascontainer in Langenau (Alb-Donau-Kreis) hat der Prozess gegen die Mutter des Neugeborenen begonnen. Der 38 Jahre alten Frau wird vorgeworfen, den lebenden Jungen im vergangenen Herbst nachts in einen Container für Weißglas geworfen zu haben. Sie habe dabei billigend in Kauf genommen, dass das Kind stirbt, sagte der Staatsanwalt am Dienstag vor dem Landgericht Ulm. 

Ein Passant hatte den Säugling gefunden, aus der schmalen Öffnung gezogen und damit wohl gerettet. Er verständigte die Rettungskräfte. Die nicht vorbestrafte Mutter räumt die Tat laut Anklage weitgehend ein.

Baby in Glascontainer geworfen: War Tat vielleicht versuchter Mord?

Zu Beginn der Verhandlung gab der Vorsitzende Richter Wolfgang Tresenreiter einen rechtlichen Hinweis. Danach werde das Gericht prüfen, ob die Tat auch als versuchter Mord gewertet werden kann. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau versuchten Totschlag in Tateinheit mit Aussetzung vor.  

Die Verteidigerin der 38 Jahre alten Angeklagten beantragte danach, die Öffentlichkeit für die Dauer der Aussage der Frau vor Gericht auszuschließen. Diesem Antrag gab das Gericht statt. Tresenreiter sagte, es bestehe wegen der sehr persönlichen und intimen Umstände der Tat kein Interesse der Öffentlichkeit an der Erörterung. Dies gelte auch für die Schlussvorträge.

Frau brachte Baby mit telefonischer Begleitung einer Hebamme zur Welt

Die 38-Jährige soll das Baby mit Hilfe der telefonischen Begleitung einer Hebamme Mitte Oktober auf die Welt gebracht haben. Danach soll sie das Neugeborene in ein blaues Bettlaken gewickelt und in dem Container ausgesetzt haben. Nach Ansicht der Anklage war der Mutter klar, dass das Baby in der kühlen Herbstnacht schnell auskühlen und erfrieren würde. Die Staatsanwaltschaft beruft sich auf die medizinische Einschätzung des behandelnden Kinderarztes, wonach der Säugling die Nacht in diesem Glascontainer nicht überlebt hätte.

Die Ermittler waren über eine Klinik auf die Spur der Verdächtigen gekommen. Die 38-jährige Mutter von drei weiteren Kindern sitzt in Untersuchungshaft. Vor Gericht erhofft sich die Anklagebehörde auch Angaben zu den Beweggründen der Frau.