Vom Herd in den Knast: Alfons Schuhbeck wird 75. Jahre alt - Geburtstag im Gefängnis

2. Mai 2024 09:51 Uhr von dpa
Alfons Schuhbeck, Koch und Unternehmer, wird am 2. Mai 2024 75 Jahre alt. Seinen Geburtstag muss er im Gefängnis feiern. (Symbolfoto)
Alfons Schuhbeck, Koch und Unternehmer, wird am 2. Mai 2024 75 Jahre alt. Seinen Geburtstag muss er im Gefängnis feiern. (Symbolfoto)
picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Alfons Schuhbeck war jahrzehntelang fester Bestandteil der Münchner High Society. Er kochte für Charlie Chapin und die Queen. Doch dann fiel er - tief: Seinen 75. Geburtstag am heutigen 2. Mai muss er im Gefängnis feiern.

Unter Jubel betrat Alfons Schuhbeck im November 2022 die Bühne des "Teatro" in München, das jahrelang seinen Namen getragen hatte. Es war einer seiner bislang letzten ganz großen, öffentlichen Auftritte. "Sweet Caroline" sang er damals und "Can't Help Falling in Love" - so, wie er es unzählige Male zuvor getan hatte. 

Doch dieses Mal war es ein ganz besonderer Auftritt. Denn kurz zuvor hatte das Landgericht München I den Star-Koch, der jahrzehntelang nicht wegzudenkender Teil der Münchner Schickeria gewesen war, zu drei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. 

Alfons Schuhbeck soll 2,3 Millionen Euro hinterzogen haben

2,3 Millionen Euro hat Schuhbeck nach Ansicht des Landgerichts hinterzogen. Das Gericht war überzeugt davon, dass Schuhbeck mehr als 1000 Mal in die Kasse von zwei seiner Restaurants gegriffen und so Geld hat verschwinden lassen. Dazu nutzte er ein Computerprogramm, das ein Angestellter in seinem Auftrag erstellt hatte. 

Schuhbeck und alle Anwesenden wussten damals also: Er muss ins Gefängnis. Der Auftritt könnte also einer seiner schwersten überhaupt gewesen sein, ein Tiefpunkt nach einem harten Fall aus großer Höhe. 

Schuhbeck verbüßt Haftstrafe in JVA Rothenfeld

Im vergangenen Jahr trat er seine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung an. Zunächst saß Schuhbeck in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech ein und inzwischen in einer Außenstelle der JVA im Andechser Ortsteil Rothenfeld. Dass er dorthin verlegt wurde, ist die letzte offiziell bestätigte Nachricht über seine Situation nach Haftantritt. Die "Bild" berichtete damals, Schuhbeck bekomme Freigang und dürfe die JVA zeitweise verlassen. Weder die JVA-Leitung noch Schuhbecks Anwalt möchten sich aktuell dazu äußern, wie der frühere Star-Koch dort lebt und wie seine Situation ist. Wie er seinen Geburtstag feiert, ist nicht bekannt.

Drei Jahre nach Betriebsübernahme bekommt Schuhbeck ersten Michelin-Stern 

Dabei gehörten Feiern jahrzehntelang zu seinem Leben dazu - oft, weil er beliebter Gastgeber war. Schuhbeck, 1949 in Traunstein geboren, wäre beinahe Fernsehtechniker geworden. Erst eine Begegnung mit dem Gastronomen Sebastian Schuhbeck brachte die Wende. 

Der kinderlose Gastwirt suchte einen Nachfolger für sein Restaurant in Waging am See. Er adoptierte den jungen Alfons und ließ ihn auf die Hotelfachschule Bad Reichenhall gehen. 1980 übernahm Alfons - nun Schuhbeck - den Betrieb seines Adoptivvaters und überzeugte bald mit seinem Talent als Koch. Bereits 1983 bekam er einen Michelin-Stern, 1989 ehrte ihn der Gourmetführer "Gault-Millau" als "Koch des Jahres". Weitere Auszeichnungen folgten.

Schuhbeck wird Teil der Münchner Schickeria

Schuhbeck wurde fester Bestandteil der Münchner Bussi-Bussi-Gesellschaft. Er bewirtete Promis und wurde dabei selbst einer. Er hat die Queen bekocht, die Beatles, Charlie Chaplin und immer wieder auch den FC Bayern München und wurde einer der bekanntesten Köche und Gastronomen der Republik.

Schuhbeck muss Insolvenz für Münchner Restaurants anmelden 

Sein Name war jahrelang eine Marke. Schuhbeck baute ein Firmengeflecht auf mit drei Restaurants, einem Catering-Service, einem Eissalon und Gewürzläden. Er arbeite 19 Stunden am Tag, sagte er noch zu seinem 70. Geburtstag vor fünf Jahren. Doch Schuhbeck fiel tief. Er meldete Insolvenz für seine Münchner Restaurants an, im vergangenen Jahr wurde auch ein Insolvenzverfahren gegen ihn persönlich eröffnet. 

Inzwischen sind von dem einstigen Gastro-Imperium nur noch die Gewürzläden übrig geblieben. Im Münchner Laden gab Schuhbeck bis kurz vor seinem Haftantritt auch wieder Kochkurse. 

Schuhbeck vor Gericht: "Ich habe einiges falsch gemacht"

"Ich habe einiges falsch gemacht", sagte Schuhbeck 2022 vor Gericht, bevor er sich dann doch zu einem umfangreicheren Geständnis durchringen konnte. "Ich habe mir, meinen Freunden und Bekannten und auch meinen Verteidigern bis zuletzt etwas vorgemacht, weil ich nicht wahrhaben wollte, dass ich unternehmerisch gescheitert bin." Im Prozess sagte er auch: "Wenn ich es ungeschehen machen könnte, würde ich es sofort tun." Und: "Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerkes."