Seltene Fischart gebraten: Mega-Fail bei ORF-Sendung: Vom Aussterben bedrohter Fisch zu Frikadellen verarbeitet

7. März 2024 10:23 Uhr von Redaktion all-in.de
In der ORF-Sendung 'Niederösterreich heute' wurde ein streng geschützter Fisch zu Frikadellen verarbeitet. (Symbolbild)
In der ORF-Sendung "Niederösterreich heute" wurde ein streng geschützter Fisch zu Frikadellen verarbeitet. (Symbolbild)
IMAGO / Westend61

Dicke Panne in der ORF-Sendung "Niederösterreich heute" am Dienstag vergangener Woche (27.2.2024). Vor laufenden Kameras wird ein seltener und streng geschützter Fisch gebraten.

Dem österreichischen Sender ORF ist in einer Sendung ein dickes Missgeschick passiert. In der Sendung "Niederösterreich heute" strahlte der ORF einen Kochbeitrag in der Rubrik "Köstlich - Kulinarisch" aus. Darin zu sehen: Ein Gastwirt aus Haslau der Fischfrikadellen mit Kartoffeln, Soße und Salat zubereitet. Der Fisch stammte sogar aus der Region - nämlich aus der nahegelegenen Donau.

ORF-Sendung lässt geschützten Frauennerfling zu Frikadellen verarbeiten

Das Problem dabei: Bei dem zubereiteten Fisch handelte es sich um eine besonders geschützte Art. Zur Zubereitung der faschierten Laberl, wie die Frikadellen in Österreich heißen, verwendete der Koch nämlich einen sogenannten Frauennerfling. Der ist aber akut vom Aussterben bedroht und damit auch in Österreich das ganze Jahr über streng geschützt. 

Einen solchen Frauennerfling hat das ORF-Magazin 'Niederösterreich heute' vor laufenden Kameras verkochen lassen.
Einen solchen Frauennerfling hat das ORF-Magazin "Niederösterreich heute" vor laufenden Kameras verkochen lassen.
IMAGO / blickwinkel

ORF entschuldigt sich: "Wir hatten diesbezüglich eine andere Information"

Der Mega-Fail blieb bei einigen Zuschauern der Sendung "Niederösterreich heute" wohl nicht unbemerkt. Claudia Schubert, die Moderatorin musste sich zum Ende der Sendung am Dienstag (5. März 2024) bei den Zuschauern entschuldigen. Schubert sagte lapidar: "Vergangene Woche haben wir in 'Köstlich - Kulinarisch' einen Fisch verkocht, einen sogenannten Frauennerfling. Der ist aber ganzjährige geschont. Dafür entschuldigen wir uns. Wir hatten diesbezüglich eine andere Information." Vermeiden können hätte der ORF die Panne durch einen einfachen Blick in die Liste der Schonzeiten und Schonmaße für heimische Fische in Niederösterreich. Dort ist auch der Frauennerfling, der mit lateinischem Namen Rutilus virgo heißt, aufgelistet.

Frauennerfling ist auch in Deutschland geschützt

Der Frauennerfling zählt zu den Karpfenfischen und kommt beispielsweise in der oberen und mittleren Donau und den entsprechenden Nebenflüssen vor. Der Fisch lebt vorzugsweise in tiefen Bereichen der Flüsse. In Österreich steht er auf der Roten Liste. Dort gilt der Frauennerfling als stark gefährdet, in Kärnten ist er sogar vom Aussterben bedroht. Auch in Deutschland darf der Frauennerfling nicht bedenkenlos geangelt oder befischt werden. In Baden-Württemberg sind Frauennerflinge ebenfalls ganzjährig geschont. Für bayerische Gewässer gilt eine Schonzeit vom 1. März bis zum 30 Juni. Fische, die kleiner als 30 Zentimeter sind, dürfen ebenfalls nicht entnommen werden. Grund für den starken Rückgang der Bestände ist die Verschmutzung und der Verbau der Flüsse. 

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